«WIR WAREN NIE NUR EIN SPORTGESCHÄFT»
SEIT 50 JAHREN UNSER NAME UND UNSER PROGRAMM
Die Geschichte von Skiservice begann 1976 in einer kleinen Holzhütte in Surlej. 50 Jahre später hat sich das Familienunternehmen zum bedeutendsten Sporthandelsnetzwerk in Graubünden entwickelt. Die Geheimnisse des Erfolgs haben sich in fünf Jahrzehnten nicht verändert.
«Die Idee für Skiservice hatte eigentlich mein Vater»
erinnert sich Curdin Conrad (72) zurück. 1960 war Surlej ein winziges Dorf inmitten von grossen Heuwiesen und Curdin war noch ein kleiner Schuljunge. «Ich fuhr mit meinem Vater auf einem einfachen Pferdewagen nach Surlej, um Heu für unsere Pferde zu holen. Dabei erzählte er mir, dass bald eine Bergbahn gebaut würde. Dann solle ich dort ein Sportgeschäft eröffnen.» Die Corvatschbahn nahm 1963 ihren Betrieb auf und Curdin machte eine Lehre als Sportartikelverkäufer. Später arbeitete er für einige Jahre für den amerikanischen Skischuhhersteller Hanson.
1976 – Curdin war damals 23 Jahre alt – fällte er zwei Entscheide fürs Leben: «Ich baute in Surlej eine einfache Holzhütte und fragte Christina, ob sie meine Frau werden wolle.» Christina, die damals als Skilehrerin arbeitete, sagte ja, die beiden gründeten zusammen Skiservice und richteten in der Holzhütte ihren ersten kleinen Laden ein. «Der Raum war vielleicht fünf auf fünf Meter gross», erinnert sich Christina Conrad. «Es gab eine Wand mit Skis und eine Wand mit Skischuhen, Platz für Accessoires und etwas Skibekleidung und eine winzige Werkstatt, wo wir Skibindungen montierten, Skis reparierten und Skischuhe anpassten.
«Auf ein neues Sportgeschäft hatte damals zwar niemand gewartet«
aber Skiservice machte sich mit neuen, amerikanischen Produkten rasch einen Namen. «Wir brachten Hanson Skischuhe, Spademan Plattenbindungen, K2 Skis und “The Ski” ins Engadin», erzählt Curdin. Skilehrer gehörten zu den ersten, die den winzigen Laden entdeckten und sich von Curdin beraten und die Skischuhe anpassen liessen. «Viele hatten damals Probleme mit ihren Skischuhen. Wir waren die ersten, die sie anpassen konnten.» Bald brachten Skilehrer auch ihre Gäste mit und in der kleinen Holzhütte wurde es zunehmend eng.
Skiservice solle wachsen, nahmen sich die beiden vor, und suchten jeden Tag nach neuen Ideen. «An den grossen Sportmessen wollten die Hersteller teilweise noch nichts von uns wissen. Sie liessen uns nicht einmal auf ihre Messestände», erzählt Christina. Sie und Curdin orientierten sich an den Vorbildern der Branche: «Strolz in Lech oder Pesko auf der Lenzerheide waren uns weit voraus, aber sie inspirierten uns mit ihren Sortimenten und ihren schönen Läden.»
«Als junger Skifahrer war es toll, daheim ein Sportgeschäft zu haben«
1981 begannen Christina und Curdin den Bau des heutigen Stammhauses an der Hauptstrasse zur Corvatschbahn. «Es war ein Wagnis und wir hatten viele schlaflose Nächte. Aber der Bau hat sich ausbezahlt.» Skiservice bekam einen modernen Laden und die junge Familie mit den Kindern Conradin, Gregor und Cindy ein schönes Zuhause. «Als junger Skifahrer war es toll, daheim ein Sportgeschäft zu haben», erinnert sich Conradin, der in seiner Teenagerzeit erfolgreich Skirennen fuhr. «Im Laden sah man mich aber nicht zu oft, ich fuhr vor allem Ski und trainierte.» Bald war auch der neue Laden zu klein und wurde vergrössert, später wuchs er abermals und bekam seine heutige Form. Aber nicht nur in seine Läden investierte Skiservice regelmässig. Schon früh hatte Curdin erkannt, dass die Vermietung von Skiausrüstungen das Geschäft der Zukunft werden sollte: «In unserem Mietpark waren immer die neuesten Modelle der bekanntesten Hersteller und alle Skis waren immer in einem Topzustand.» So liess sich Skiservice auch die weltweit erste vollautomatische Maschine zur Skipräparierung liefern. Sie stand im unteren Schaufenster des Ladens in Surlej. «Unsere Gäste konnten zusehen, wie die Maschine ihre Skis in wenigen Minuten überholte.»
Auch ausserhalb von Surlej wuchs das Unternehmen heran: 1987 entstand die erste Filiale im damaligen Hotel Conrad in Silvaplana. Nach und nach eröffneten Filialen in St. Moritz Dorf, Celerina, Corviglia, Marguns, St. Moritz Bad und Pontresina sowie die Shops im Badrutt’s Palace Hotel, Kempinski Grand Hotel les Bains, Carlton Hotel und dem Grace Hotel. Ab diesem Winter kommt noch die Alpine Sports Lounge & Boutique im Kulm Hotel dazu. Das Netzwerk von Skiservice umfasst nun 16 Shops und die grosse Werkstatt in Silvaplana. Christina und Curdin Conrad blicken heute stolz auf 50 Jahre Skiservice zurück. Die Leitung des Unternehmens haben sie vor zehn Jahren ihrem Sohn Conradin und dessen Frau Karin übergeben. Christina geniesst seither vor allem die Familie und besonders ihre vier Enkelkinder. Curdin nahm sich gemeinsam mit Tochter Cindy ein neues Projekt vor: Das ehemalige Hotel Conrad, wo Curdin einst aufgewachsen war, bauten sie komplett um und gründeten die «Conrad’s Mountain Lodge» mit dem Restaurant «Conrad’s Easy». Die Passion, Detailtreue und Gastfreundschaft der Familie Conrad sind auch hier zu spüren; das Haus im Herzen von Silvaplana ist seit dem ersten Tag ein Treffpunkt für Einheimische und Gäste.
«Christina und Curdin haben uns von Anfang an viel Vertrauen geschenkt »
sagt Karin Conrad. Die Bernerin lebt seit 2004 im Engadin, ist seit 2014 mit Conradin verheiratet und führt Skiservice mit ihm gemeinsam. «Der Übergang auf uns beide ging über einige Jahre. Damals wie heute konnte ich mich immer mit Christina austauschen und von ihrer grossen Erfahrung profitieren. » Auch die familiäre Situation ist zwischen den beiden Generationen ähnlich. Karin und Conradin haben zwei Kinder und führen parallel dazu das wachsende Familienunternehmen. Gefragt sind eine gute Planung und immer wieder auch Kompromisse. «Wenn es hart auf hart geht, geht die Familie aber immer vor», sagt Conradin überzeugt. Zusammen mit Karin besucht er immer noch internationale Messen, Hotels und Ladengeschäfte, in denen sie neue Ideen für den Bau und den Betrieb ihrer Filialen finden. Die Erfolgsrezepte von Skiservice finden sich in keinem Lehrbuch. «Vieles haben wir von meinen Eltern übernommen. Ihre Gastfreundschaft, ihre Innovationskraft und ihren bedingungslosen Fokus auf die Qualität machen Skiservice seit 50 Jahren aus – und sie tun es noch heute», sagt Conradin. Dass Detailhandelsgeschäfte wie Skiservice sich durch das Internet überholt haben, glaubt er nicht. «Wir waren nie nur ein Sportgeschäft, wir waren immer auch ein Treffpunkt für Gäste und Einheimische und der Ort, wo sich unsere Gäste Tipps für die schönsten Tage ihres Jahres holten.»
«Viele unserer Mitarbeitenden sind seit Jahren in unserem Team. Sie haben Skiservice wesentlich mitgeprägt »
Getragen werde Skiservice denn auch von einem Team, dass jeden Tag daran arbeite, die Ferien und die Freizeit seiner Gäste zu verbessern.«Viele unserer Mitarbeitenden sind seit Jahren in unserem Team. Sie haben Skiservice wesentlich mitgeprägt », sagt Karin. «Unsere Stammgäste kennen sie über Jahre oder gar Jahrzehnte und nicht selten entstehen daraus auch freundschaftliche Verbindungen.» Der Sport sei nicht nur die DNA von Skiservice, er sei auch der Kern des gesamten Tourismus im Engadin, sagt Conradin. «Sport ist ein aktiver Lebensstil und er ist sympathisch. Im Engadin ist der Sport der Treiber für viele Anlässe, die das Tal weltweit bekannt gemacht haben. Seine Bedeutung für das Engadin kann nicht genug betont werden.» Skiservice trage den Skisport nicht ohne Grund in seinem Namen. «Der Skisport ist der Motor unserer Region und ich denke, das wird auch noch eine lange Zeit so bleiben. Wir spüren eine deutlich belebte Nachfrage. Auch unsere jüngeren Gäste wollen wieder
vermehrt auf den Berg.»